Danny Bryant - "Blues for Buddy"

Danny Bryant - "Blues for Buddy"

Hoppla, jetzt hat es mich ja fast aus der 1. Reihe geweht und wer mich auch nur ein klitzekleines bisschen kennt, der weiß, dass ich konzertmäßig nicht wirklich leicht zu verwehen bin. Aber ich hatte es schon geahnt. Ja, es musste ja unbedingt ein weiteres Konzert der Danny Bryant`s Red-Eye Band sein, es musste ja unbedingt ein weiteres Mal die Möglichkeit ergriffen werden, von diesem brillanten Powerhouse Trio auf den Boden geblasen zu werden.  Meiner Erinnerung Tribut zollend, habe ich jetzt zum wiederholten Male, und nicht nur ich, sondern auch die (leider nur) knapp 100 Zuschauer im Saal Birgit in Viersen, einen Grund zu reichlicher Freude, und das zeigen wir mit einem tosenden Auftrittsapplaus, mit Johlen, Pfeifen und Trampeln als ein klares akustisches Signal.

Danny Bryant und seine Combo, bestehend aus Drummer Trevor Barr und Basser Ken Bryant, die beide spitzenmäßige Rhythmusarbeit leisten, sind umwerfend laut und gut, manchmal hart und voller Power, das andere Mal unglaublich gefühlvoll und sanft. Das Publikum im Saal ist beseelt, in einigen Songs auch ziemlich textsicher, yesss, das ist hier der ganz große Überschwang auf Zementboden und Bühnenbrettern, eine Hingabe, wie ich sie bei Danny Bryant schon oft erlebt habe. Denn bei keinem der Stücke schafft man es, wenn man auch nur etwas mit der Musik verwurzelt ist, ruhig zu bleiben – in welcher Hinsicht auch immer. Live sind nicht nur die Stücke vom neuen Album Just As I Am noch kraftvoller, ich denke da jetzt an den mitreißenden, knackigen Bluesrocker „Blues for Buddy“, bei dem es bei Danny mitnichten Rumgemurkse oder Geschnörksel gibt, das Zusammenspiel der drei Protagonisten ist einfach perfekt und was dieser Mann dort oben mit seiner Gitarre macht, lässt einen immer wieder verblüfft den Kopf schütteln.

Launig moderiert Danny ab und zu zwischendurch kurz die Songs an, einmal gibt’s sogar ein bisschen Mitmachbefehl, Hände in die Höhe fürs nächste Lied, so jetzt mal rhythmisch klatschen, los geht es! Keine Frage, die Dramaturgie des Sets ist wohl durchdacht, die Intensität der Show wird über mehrere Songs aufgebaut, bevor sie in melancholischen Balladen genüsslich wieder und wieder kulminiert. Für mich ein Höhepunkt dieser Art ist  „Girl from the North Country“, ein genial interpretiertes Dylan Cover der etwas anderen Art oder „“Always with me“, das er für seine Frau geschrieben hat, für mich wohl das gefühlvollste Stück des  Abends. Immer wieder läuft mir bei den leise und sanft gezogenen Soli ein Schauer über den Rücken. Dazu die Lyrics, von Danny Bryant teilweise fast mehr rezitiert als mit seiner rauen, kräftigen Stimme gesungen und von den entzückten Fans  – angeblich sind einige heute extra aus Bielefeld angereist – mitgesungen, als seien seine Zeilen ihre eigenen. Danny präsentiert und überzeugt hier mit einer Dringlichkeit, die, und da bin ich ziemlich sicher, wahrscheinlich nicht nur bei mir Gänsehaut auslöst.

Und immer wieder mal fällt mir, zum Beispiel ganz besonders bei John Hiatt`s „Master of Desaster“ oder dem Zugabetitel „Knockin`On Heavens Door“ auf, dass Danny Bryant stets auf der Suche nach engem Kontakt zum Publikum ist, oft genug balanciert er haarscharf am Rand der Bühne entlang und spielt direkt vor unseren Biergläsern und Nasenspitzen. Seine Augen suchen immer wieder den Blickkontakt zu uns, hier ein Lächeln, dort ein Nicken, ein Blinzeln, klar, dass das Feedback durchweg positiv ist.

Danny Bryant "Master of Desaster"

Danny Bryant - "Master of Desaster"

So ergibt dann auch das Stimmensammeln am Ende des Konzertes ein eindeutiges Bild: “Der Typ ist einfach klasse.” “Es war mal wieder super.” “Was der Mann da mit der Gitarre macht, ist unglaublich.” “Sehr, sehr schön.” “Spitze.” “Ganz toll.” “Das nächste Mal bitte wieder.” “Unglaubliche Stimmung,  tolle Location.”
Auch ich bin mit mir selbst vollkommen einig: Das war genau der richtige Adrenalinschub in schwierigen Zeiten, ich bin wirklich ganz hin und weg und sowieso. Im Ernst.

Danke für das alles, Danny Bryant.

Bis nächstes Jahr. It must be love, yeah.