Ein asphaltierter Weg windet sich um die große Kastanie herum und führt dann in einer langen Geraden über den gepflasterten Hof, auf dem nebeneinander zwei dreistöckige verglaste Betongebäude stehen. Die grauen Wände sind in rosa Dämmerlicht getaucht. Als ich um die Ecke biege, geht die Sonne genau zwischen zwei Treppenaufgängen unter, eine kleine, helle Orange. Der Besitzer des Musik-Cafes steht in der Tür. Er ist ein großer Mann um die fünfzig mit stechendem Blick und kurz geschorenem, grau meliertem Haar. Über seinen Nacken zieht sich eine lange Narbe. Es geht das Gerücht, er sei bei der Fremdenlegion gewesen. Als Kellner fungieren zwei Studenten. Wer diese Studenten sind, weiß niemand so genau. Sie tragen die langen Haare im Nacken zusammengebunden und saubere rote Schürzen bis über die Knie. Der eine ist schön und groß, der andere klein, dicklich und blass. Ich setze mich dicht an die provisorische Bühne, um bei einem Glas kalifornischen Merlot den Auftritt der dreiköpfigen Band zu genießen. Und im ersten Moment denke ich, wie es wäre, wenn sie jetzt „You’ll Never Leave Harlan Alive“ vortragen würden und dann denke ich, du bist doch bescheuert, das wäre ja ein Zufall, und wer rechnet denn schon mit Zufällen? Und im Moment nach dem ersten Moment habe ich verstanden, wieso und weshalb gerade das jetzt passen würde und mir in den Sinn kam, und dass nur das eigentlich das Ziel sein kann, zu wissen, woher gerade dieses Gefühl kommt, dieser Wunsch.
Die Gedanken entwirren sich ganz von allein und der schöne Kellner trägt Baguette und Oliven zu dem Nebentisch, auf den die untergehende Sonne eine rote Linie legt, die Jungs der Band nehmen auf ihren orange beleuchteten Stühlen Platz, vor den Palmen, den Spiegeln und im Klirren der Gläser, und die Musik schabt alle Behäbigkeit und alle Alltäglichkeit von mir ab und alles macht Sinn, ganz viel Sinn und ich glaube jetzt mehr denn je zu wissen – nein, nicht wie die Dinge sein werden, aber wie sie waren.