Weiße Holzhäuser, blankes Kopfsteinpflaster, kleine Werkstätten und kreischende Möwen: Willkommen in Stavanger! / Zeichnung: Roswitha Geisler

Es ist, bzw. war ja in der letzten Zeit nicht so ganz einfach mit den Urlaubsplänen. Wie schön, dass Norwegen, übrigens sowieso eines meiner Lieblings-Urlaubs-Destinations, im Oktober noch Möglichkeiten für Urlaubsgäste hatte. Besser hätte es nicht passen können!
Denn für mich persönlich hat ja kaum eine Region so viel zu bieten: beeindruckende Fjorde und niedliche Städtchen, wegweisende Kunst und ländliche Idylle, appetitliche Fischknödel und fantastische Haute Cuisine. Und köstliche Getränke sowieso.
Also nichts wie hin!

Begrüßt werden wir in Stavanger von einem stahlblauem Himmel und einer blendenden Sonne, vor der sich immer wieder dicke Wolkengebirge auftürmen.
Ich ziehe meine dicke Jacke an und wickele den Schal fester um den Hals. Begleitet von einer frischen Brise schlendern wir durch die denkmalgeschützte idyllische Altstadt mit ihren pittoresken, weißen und bunten Holzhäusern, die mit einem herbstlichen Blütenmeer aus Astern, Rosen, Hortensien und Buchs geschmückt sind.
Es riecht nach Salz, Holz und nasser Erde.

In den schmalen Gassen entdecken wir kleine Keramikstuben, in denen man bei der Entstehung von Töpfen, Schalen und Bechern zuschauen kann, wir nehmen Platz in winzigen Werkstätten, in denen wir erleben, wie Schönes erschaffen wird und besuchen kleine Kunstateliers, die mich mit ihren kreativen Arbeiten einfach nur entzücken.
Die Bilder eines älteren Künstlers, vielleicht ein Inuit oder samisch, der in einem grauen Pullover aus dicker Schafwolle und ebensolcher Mütze entspannt in seinem mäßig geheizten Atelier vor einem dampfenden Becher Tee sitzt, begeistern und berühren mich mit ihren fantastischen Lichtstimmungen so sehr, dass ich nicht wieder hinausgehen kann, ohne mir eines einpacken zu lassen.

Wir wandern weiter über blankes Kopfsteinpflaster zu einer musealen Fisch-Konservenfabrik, in der es einen dickflüssigen Kaffee und Skoleboller gibt, und dann hinunter zum geschäftigen alten Fischmarkt, der zwischen historischen Speichern und neuen Restaurants nicht nur zum Schauen einlädt.
Ich höre meinen Magen knurren, überlege ob ich mir „Fisketorgets fiskesuppe“ oder lieber den„Dagens fangst sesongens råvarer og tilbehør“ aussuchen soll, bin mir aber auf jeden Fall sicher, das alles frisch, natürlich und wunderbar schmecken wird.

„Was ist Reisen? Ein Ortswechsel? Keineswegs! Beim Reisen wechselt man seine Meinungen und Vorurteile.“
Anatole France ( 1844 – 1924)