Hach…wie schön – mit großer Freude erhielt ich heute eine liebe mail von der Dame, die mich vor einiger Zeit bat, ein Portrait Ihres Schwiegervaters anzufertigen. Ja genau, das ist der alte Herr, den ich in meinem letzten Artikel zeigte (hier ist eine Variante in s/w).
Diese Zeichnung sollte ein besonderes Geburtstagsgeschenk für ihren Mann sein.
Und das Schönste ist: Die nette Dame namens Brigitte erzählt in ihrer mail einiges aus dem langen bewegten Leben ihres Schwiegervaters. Mit ihrer freundlichen Erlaubnis darf ich diesen Text hier zeigen. Sie schreibt:
Liebe Rosie,
ganz lieben Dank für diese wunderschöne Zeichnung. Mein Mann, der 71jährige Sohn des alten Herrn, der hat sich außerordentlich gefreut! Unser alter Herr hatte ein wahrhaft bewegtes Leben. Die gesamte Familie hat ihn geliebt, seine 8 Kinder (4 Töchter, 4 Söhne), seine 22 Enkel und soweit ich jetzt noch zählen kann – seine 19 Urenkel. Zu erwähnen wäre da, es studieren noch einige Enkel und die Schar der Urenkel könnte sich durchaus noch vergrößern. – Alle haben den Großvater immer sehr gerne in seiner großen Wohnung besucht und seinen 90. und seinen 100. Geburtstag hättest du erleben sollen.
Ein Kinderbild von ihm? Ich glaube, das gibt es nicht. Als er geboren wurde, 1915, da waren die Leute auf Sizilien richtig arm. Mein Schwiegervater war sein Leben lang mit Begeisterung Landwirt. Im 2. Weltkrieg hatte er in Afrika zu dienen. Ich selbst kannte und schätzte ihn und auch die Schwiegermutter 50 Jahre lang.
Sein Geist war bis einschließlich Sommer 2015 sehr wach, er wusste einfach alles, ebenso seine 95jährige Ehefrau, mit der er über 70 Jahre verheiratet gewesen ist. Dann verstarb sie leider nach kurzer Krankheit und von diesem Tag an, hat unser Vater abgebaut. Aber – er musste keinesfalls in ein Pflegeheim, sondern er wurde im Wochenturnus (Tag und Nacht!) von seinen 4 Töchtern versorgt. Die halfen auch schon lange mit, als die Mutter noch da war. Was ich damit sagen will, ein rechter Glücksfall. Richtig krank wurde der Schwiegervater nicht, er ist 2 Monate vor seinem 102. Geburtstag einfach friedlich eingeschlafen.
Sein Äußeres war immer sehr gepflegt. Nie habe ich ihn ohne ein gebügeltes Hemd und gepflegte Stoffhosen gesehen. Interessiert war er an allem und was uns alle immer schmunzeln ließ – er aß jeden Tag 2 – 3 Walnüsse, denn die wären gut fürs Gehirn (Folsäure). Merkwürdigerweise essen jetzt fast alle 2-3 Walnüsse pro Tag. Ein kleines Glas Wein und manchmal nach einem ausgiebigen Essen – 1 Gläschen Averna, mehr hat er sich nicht gegönnt.
Wir alle konnten uns gar nicht vorstellen, dass er je sterben könnte! Genauso wenig wie die Schwiegermutter. Sie waren Institutionen. Ciao!
Viele Grüße, Brigitte
23. Mai 2017 at 8:45 pm
❤
23. Mai 2017 at 8:48 pm
Ja, liebe Margot, da passt ein Herz ganz wunderbar….
23. Mai 2017 at 8:58 pm
Toll, dass wir jetzt einige Details aus dem Leben des beeindruckenden alten Herrn erfahren durften; nur bin ich nun doch sehr traurig, dass er gar nicht mehr unter uns ist. Wie schade. Solche Menschen kennen zu lernen ist einfach was ganz besonderes. Danke, dass wir das lesen durften, liebe Rosie, LG Elke
25. Mai 2017 at 9:11 am
Bestimmt kannst du dir vorstellen, liebe Elke, dass ich mich sehr gefreut habe, als mir Brigitte einiges aus dem bewegten Leben ihres Schwiegervaters erzählte. Denn jemand, der 1915 geboren wurde, hat so viel erfahren, festgestellt und gesehen, dass es ein ganzes Buch füllen würde. Darum war ich sehr glücklich darüber, dass mir Brigitte erlaubte, einzelne Stationen seines Lebens hier im Blog zu posten.
Sonnige Maigrüße ins Emsland!
23. Mai 2017 at 9:37 pm
Schöne Geschichte 🙂
25. Mai 2017 at 9:52 am
Ja, das finde ich auch. Wenn man überlegt, dass viele Hundertjährige in unserer Mitte sind, die Hunger, Krankheit und Krieg gekannt und trotzdem ihr Lächeln nicht verlernt haben, so sind dies wahrhaftige Vorbilder für uns.
25. Mai 2017 at 7:13 pm
Ich kann das mit dem Handy schlecht sehen , sah aber so aus, dass ich ein comment aus versehen auf „undo“ gesetzt habe. Meine klobigen Finger…:-)
28. Mai 2017 at 1:01 pm
🙂
23. Mai 2017 at 11:08 pm
schön. danke sehr fürs teilen. berührend.
25. Mai 2017 at 10:14 am
Du hast recht, es ist schön und berührend, dass es unter den Hochbetagten Optimisten gibt, die mit ihrem Lebensmut ein Beispiel geben. Und das trotz widriger Umstände, Krankheit oder Gebrechlichkeit.
Sonnige Grüße aus dem Bergischen Land!
24. Mai 2017 at 5:45 am
Wie wunderbar berührend … alle haben ihn geliebt, man zweifelt nicht eine Sekunde daran. Und ich fange ab sofort an, jeden Tag 2-3 Walnüsse zu essen! Wegen der Folsäure und den Assoziationen, die ich jetzt damit verbinde.
Ich musste ein paar Mal genau hinschauen: das ist die Zeichnung und nicht das Foto, ja? Sensationell. Du verbindest dich total mit dem, was du zeichnest, kann man das so sagen?
Gruß von Michael
25. Mai 2017 at 10:23 am
Vielen Dank, lieber Michael, für dein schönes Lob….freu*.
Ja, es ist eine Zeichnung, die ich von Hand angefertigt habe.
Wenn ich ein Portrait zeichne, versuche ich immer, auch das zu zeigen, was man auf den ersten Blick nicht sieht. Ich möchte nicht einfach nur abbilden, sondern auch versuchen, etwas von dem Wesen und der „Seele“ dieses Menschen darzustellen. Klar, das kann immer nur das sein, was ich persönlich in dieser Person, in diesem Gesicht, in diesem Moment sehe und empfinde. Es spielt auch immer das mit hinein, was mir, so z.B. hier über den altern Herrn erzählt wurde. Es ist immer eine Momentaufnahme.
24. Mai 2017 at 6:30 am
Eine sehr schöne Geschichte. Beneidenswert, dass die Töchter so viel Zeit (und damit auch Geld) hatten, um ihren Vater zu pflegen! Auf dem Land läuft es auch in Deutschland noch anders, die Alten kommen auf den Bauernhöfe auf das Altenteil – es wird nach ihnen geschaut, sie werden gepflegt. Das läuft nicht immer unproblematisch – nicht von der Zeit dem Geld oder der Pflege – aber schliesslich waren mal die Alten die „Herrscher“ über Hab und Gut. Das ist schwer zu verkraften, wenn die Jungen übernehmen.
Aber auch bei uns stirbt dieses Lebensmodell aus.
Ich bin im Durchschnitt 2 Tage die Woche bei meinem Vater, ansonsten bemühen wir einen Pflegedienst. Mein Vater möchte sich auch nicht von mir Duschen lassen. Das ist sehr intim und mein Vater war immer ein Patriarch.
Grüße von Susanne
25. Mai 2017 at 10:31 am
Liebe Susanne, ich kann aus eigener Erfahrung nachvollziehen, was du schreibst. Ja, man liebt seine Eltern sehr und darum ist dieser Spagat zwischen dem, was man für sie tun möchte und dem, was man tatsächlich leisten kann, nicht einfach. Ja, es ist sogar schwer. Einerseits muss man für sich selbst sorgen und arbeiten gehen, andererseits brauchen pflegebedürftige Eltern Unterstützung in vielen Bereichen. Ein Pflegedienst ist da wirklich eine gute Hilfe, trotzdem nagt oft das schlechte Gewissen latent im Hinterkopf.
Liebe Grüße nach Berlin!
27. Mai 2017 at 1:14 pm
Seufz, genauso ist es. Gerade ist mein Sohn aus Göttingen für ein paar Tage zu Besuch und es ist gut zu wissen, dass auch er seinen Opa besucht. Manchmal hilft schon ein Stündchen!
6. Juni 2017 at 5:40 pm
Da hast du recht. Das Gefühl, zwischendurch mal die Verantwortung abgeben zu können, und sei es auch nur für ein Stündchen, hilft in dieser Situation. Man kann kurz aufatmen, einmal durchatmen und dann muss man wieder weitermachen.
7. Juni 2017 at 5:40 am
Ja, ich weiss nicht, welche Verantwortung größer war/ist — die für die Kinder oder die für die Eltern.
7. Juni 2017 at 8:00 pm
Ich glaube, der Unterschied besteht darin, dass Kinder irgendwann die Verantwortung für sich selbst übernehmen können – immer ein Stückchen mehr. Man kann sie sozusagen in ihr eigenes Leben entlassen. Dagegen muss man, wenn die Eltern krank sind und/oder alt, für sie die Verantwortung für sie übernehmen – immer ein Stückchen mehr. Weil sie es irgendwann selbst nicht mehr können.
9. Juni 2017 at 4:24 pm
Da hast du Recht, Roswitha. Aber die Sorgen, die ich empfinde sind gleich – egal ob Papa oder Sohn…..
12. Juni 2017 at 8:26 pm
Ja, das kann ich nachvollziehen. Menschen, die wir lieben, um die sorgen wir uns immer…
24. Mai 2017 at 6:47 am
Wunderbar präzise, die Zeichnung…wie schnell doch alle Dinge vergehen, schön, das du den Angehörigen ein Andenken hinterlassen hast, Marie
25. Mai 2017 at 10:34 am
Da hast du recht, liebe Marie. Wie schnell doch alles vergeht! Der alte Herr wurde 1915 geboren. Er hat so viel gesehen in über 100 Jahren, so viel gehört und so viel erlebt. Ganz bestimmt werden eine Menge seiner Geschichten in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben. Und ich freue mich sehr, wenn es Leute wie dich gibt, die sich meine Zeichnungen anschauen und meine Notizen dazu lesen. Denn einerseits zeichne ich für mich selbst, andererseits aber auch für andere – um ihnen Teile meiner Welt und meiner Wahrnehmung zu zeigen. Falls es sie interessiert.
24. Mai 2017 at 7:10 am
wow 🙂 LG Annette
25. Mai 2017 at 10:53 am
Liebe Annette, ich danke dir für dein schönes Kompliment und den Smiley!
Sonnige Grüße aus dem Bergischen Land nach Dortmund…
von Rosie
26. Mai 2017 at 7:23 am
Liebe Rosie, etwas Passenderes fiel mir leider nicht ein und ein WOW sagt alles, oder? Vielle liebe Grüße ins Bergische. Dort bin ich heute wahrscheinlich mit dem Motorrad unterwegs, wenn es nicht zu heiß wird, Annette
6. Juni 2017 at 5:48 pm
Oh ja, das Bergische bietet mit seinen Hügeln, Serpentinen, einsamen Talsperren, dichten Wäldern und Wiesen traumhafte Touren für Biker! Ganz bestimmt kennst du dann ja auch das Cafe Hubraum, oder?
Auf jeden Fall wünsch ich dir viel Spaß unterwegs!
7. Juni 2017 at 7:49 am
Danke dir. Ja und die „Zornige Ameise“ kennst du sicher auch, oder? Liebe Grüße, Annette
7. Juni 2017 at 7:53 pm
Aber selbstverständlich…lach*
Ein toller Ausflugsort!
8. Juni 2017 at 8:42 am
sie gehört zu meinen „Hausrunden“ 😉
8. Juni 2017 at 9:54 am
Wenn du magst, so sag doch mal Bescheid, wenn du wieder deine Runde machst, denn dann können wir mal mit irgendwas zusammen anstoßen….proooost!
9. Juni 2017 at 7:30 am
gute Idee 😀
24. Mai 2017 at 11:17 am
Im Kreise der Familie behütet und versorgt alt zu werden, ist das grösste Danke der Kinder an die Eltern.
25. Mai 2017 at 11:31 am
Ja, da hast du recht. Ich glaube, positive Dankbarkeit hat viel mit einem gesunden Gefühl der Demut zu tun. Und mit Wertschätzung. Ebenso mit Liebe und Freude. Aber um so fühlen zu können, muss die Erkenntnis aus einem selbst kommen.
24. Mai 2017 at 11:25 am
Herrlich diese Zeichnung! Beste Grüße von Klaus
25. Mai 2017 at 11:35 am
Vielen Dank, Klaus.
Ich freue mich, dass dir die Zeichnung gefällt und sende sonnige Grüße an die Müritz!
24. Mai 2017 at 3:01 pm
Eine sehr berührende Geschichte! Vielen Dank für deine wunderbaren Beiträge………dein Gesamtkunstwerk!:-)
25. Mai 2017 at 11:48 am
Vielen 1000-Dank, Theresia. Ich freue mich, dass dir meine Zeichnungen und die kleinen Berichte dazu gefallen. Ja, das Zeichnen von Portraits ist meine große Leidenschaft und begeistert mich jedes Mal von Neuem.
Ich wünsche dir einen sonnigen Frühlingstag!
26. Mai 2017 at 4:19 pm
Ein sehr feines Andenken für die Familie und Chapeau für diesen Bericht. Liebe Grüsse zu dir und ein frohes Wochenende wünscht dir Ernst
6. Juni 2017 at 5:51 pm
Vielen Dank, Ernst für dein schönes Lob. Ja, die Familie hat sich sehr gefreut, als sie das Portrait in den Händen hielt. Sie sind sehr glücklich, dass sie den alten Herrn so lange in ihrer Mitte haben durften.
Sonnige Grüße aus dem Bergischen Land!
4. Juni 2017 at 10:14 pm
Fantastisch! Und morgen beim Frühstück wieder dein Jimi und dein Bob Dylan – echt ein Gesamtkunstwerk, was ich von dir so sehe!!!
6. Juni 2017 at 4:45 pm
1000-Dank für dein tolles Lob! Und wie schön es ist, dass Jimi und Bob dir noch immer beim Frühstück zuschauen!
Dann wünsch ich dir jetzt mal was mit Bob Dylans Song „Forever Young“:
„May your heart always be joyful
May your song always be sung
And may you stay
Forever young….“
Einen schönen Tag wünscht dir Rosie 🙂
7. Juni 2017 at 8:09 am
Ich bin sehr beeindruckt von diesem Portrait und der dazugehörigen Geschichte des alten Mannes. Solche Geschichten machen Mut und geben Kraft in diesen schwierigen Zeiten… So ein stolzer Mann in einem stolzen Alter. Da kann man wirklich froh sein, es auch mal so weit zu schaffen.
Danke, dass man daran Teil haben durfte 😉
Lieben Gruß, Emmi
7. Juni 2017 at 8:09 pm
Vielen Dank, Emmi für deinen tollen Kommentar und dein schönes Lob.
Du hast recht, solche Lebensgeschichten sind eine Ermunterung für uns. Der alte Herr wurde 1915 geboren. Er hat so viel gesehen in über 100 Jahren, so viel gehört und so viel erlebt. Friedrich Nietzsche sagte einmal: „Pläne machen und Vorsätze fassen bringt viel gute Empfindungen mit sich.“
Das ist etwas, wovon ich überzeugt bin. Freude und Zuversicht sind die besten Ratgeber, die man haben kann. Selbst wenn es nicht gelingt, alle Pläne zu verwirklichen, so erreicht man doch zumeist kleine Teilziele, die einen weiterbringen und einem ein gutes Gefühl geben.
6. Juli 2017 at 8:42 pm
Berührend. Und schön das Portrait.
7. Juli 2017 at 2:46 pm
Ja, Walter, diese Lebensgeschichte berührt das Herz. Wenn man überlegt, dass viele Hundertjährige in unserer Mitte sind, die Hunger, Krankheit und Krieg erlebt und trotzdem ihr Lächeln nicht verlernt haben, so sind dies wahrhaftige Vorbilder für uns alle.
Danke auch für dein schönes Lob!
11. Juli 2017 at 8:28 am
Auch in einer Schwarzweiß-Zeichnung strahlen Deine Zeichnungen eine hohe Lebendigkeit aus! Es wirkt so echt, fast wie eine Fotografie und doch noch viel „echter“. Ich spüre Deinen Bildern ab, dass Du Dich sehr für die Hintergründe, für das Leben der von Dir gezeichneten Personen interessierst und das alles mit „hineinlegst“ in Dein Bild. Ich bin immer wieder fasziniert!
Lieben Gruß, Michael
11. Juli 2017 at 2:40 pm
Oh ja, dieser alte Herr hat so viel gesehen in den über 100 Jahren, so viel gehört und so viel erlebt. Ganz bestimmt werden eine Menge seiner Geschichten in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben. Und ich freue mich sehr, wenn es Leute wie dich gibt, die sich meine Zeichnungen anschauen und meine Notizen dazu lesen. Denn einerseits zeichne ich für mich selbst, andererseits aber auch für andere – um ihnen Teile meiner Welt und meiner Wahrnehmung zu zeigen. Falls es sie interessiert.