Manche Kinder mögen nicht lange still sitzen. Auch wenn sie zuerst begeistert sind von der Idee, gezeichnet zu werden, finden sie es schwierig, eine Zeitlang die Position zu halten. Über kurz oder lang möchten sie dann doch lieber wieder etwas anderes tun.
Ich denke dann immer an eine Situation in meiner Kindheit: meine Tante Charlotte, die damals gerne Portraits zeichnete, bat mich einmal, ihr Modell zu sitzen. Sie hatte kein Atelier, sondern malte in ihrer großen, weiß gestrichenen Wohnküche. Ihre Idee war, dass ich mich auf den alten Küchenstuhl setzen und mein Gesicht halb zum geöffneten Fenster drehen sollte.
Während ich den Stift über das Papier kratzen hörte, wagte ich nicht, mich zu bewegen. Ich glaube, ich hielt sogar zeitweise die Luft an.
Meine Tante erzählte mir Geschichten aus ihrer Mädchenzeit im Riesengebirge und davon, dass die Augen in einem Portrait das Wichtigste seien.
Da sie sehr charakteristisch wären, könne man eine bestimmte Person oft alleine an ihren Augen erkennen. Darum würde man manche Personen in Zeitschriften mit einem schwarzen Balken über den Augen unkenntlich machen.
Ich war beeindruckt.
Zwischenzeitlich war mein Bein eingeschlafen, das Ohr juckte und eine Pferdebremse umschwirrte mich. Ich wünschte, die Tante würde bald fertig sein, aber ich hielt eisern durch, bis die Zeichnung vollendet war. Sie war wunderschön, daran erinnere ich mich genau. Leider habe ich sie nicht mehr und ich weiß auch nicht, wann und wo sie mir verloren gegangen ist.
*
Das obige Portrait ist gezeichnet mit Tinte, Farbstiften und weißem Pastellstift und ist ca. 20 x 20 cm groß. Zur Großansicht bitte auf das Bild klicken.
16. Januar 2015
Sandrine
Posted by wholelottarosie under Artwork / Portraits, Portraits Kinder | Schlagwörter: Artwork, Bleistift, Buntstift, Graphitstift, Künstler, Kunst-Blog, Painting, Porträt, Tusche, Tuschezeichnung, Zeichnung |[33] Comments
16. Januar 2015 at 1:10 pm
Ich fühle mit der kleinen Sandrine: „Werde doch endlich fertig“ scheint sie zu denken. Nicht nur handwerklich eine Punktlandung, liebe Rosie!!
16. Januar 2015 at 2:23 pm
Lach*…nein, Begeisterung sieht anders aus. Da hast du völlig recht, lieber Lutz. Danke für dein schönes Lob…freu*!
16. Januar 2015 at 1:26 pm
Ein wunderschönes Bild!
…und das andere Kinderbild gibt es zumindest noch in der Erinnerung und das ist auch sehr viel wert!
Ein schönes Wochenende und liebe Grüße!
Marlis
16. Januar 2015 at 2:29 pm
1000-Dank, liebe Marlis, für deinen anerkennenden Kommentar! Ja, leider gibt es manche Dinge nur noch in der Erinnerung. Im Laufe der Zeit geht so manches verloren, was des Aufbewahrens wert gewesen wäre. Deshalb schreibe und zeichne ich sehr viel in meine Skizzenbücher hinein, um Situationen, Dinge, Ideen und Gefühle festzuhalten, ehe sie im Alltagsmatsch versunken sind.
16. Januar 2015 at 1:46 pm
Ist das die Schwester von dem gerade gezeigten Jungen? – Ihre Mundwinkel drücken nach meinem Empfinden nicht die größte Begeisterung aus, aber du hast wirklich wundervoll gezeichnet.
Lieben Gruß zu dir!
16. Januar 2015 at 2:39 pm
Liebe Clara, ja, die beiden sind Geschwister. Und ja, das kleine Mädchen zeigte keine große Begeisterung. Überhaupt nicht. Sie hatte eine so ganz weiche Plüschente dabei, die sie an ihrem Schnabel festhielt und herumtrug, so dass der restliche Entenkörper schlapp nach unten hing. Danke für dein Lob!
16. Januar 2015 at 2:41 pm
In solche einem Fall ist es bestimmt leichter für dich, nach einem Foto zu malen, oder wollen das die Eltern oder die „Auftraggeber“ nicht?
16. Januar 2015 at 3:12 pm
Liebe Clara, es ist natürlich einfacher, nach Fotos zu zeichnen. Diese beiden Zeichnungen der Geschwister sind nach Fotos entstanden. Denn einen speziellen Gesichtsausdruck und eine bestimmte Position auf längere Dauer zu halten ist nicht so leicht, erst recht nicht für Kinder.
16. Januar 2015 at 2:02 pm
Bei vielen deiner Bilder kann ich nur schwer unterscheiden, ob es ich um Zeichnungen oder Fotos (oder Teile als Foto wie hier das Gesicht) handelt. Für mich ist das ganz großes Können, aber das schreibe ich dir hier immer wieder mal … und ich staune immer wieder 🙂
Man kann ahnen, was Sandrine gerade denkt ..
Lieber Gruß
Elke
16. Januar 2015 at 2:54 pm
Liebe Elke, vielen Dank für deine lieben Worte! Ja, das Portrait habe ich von Hand gezeichnet. Wenn du darauf klickst und es vergrößerst, kannst du es deutlicher sehen – z.B. den Verlauf der Tinte, die ich teilweise mit Wasser vermalt habe und auch die einzelnen Striche.
16. Januar 2015 at 2:02 pm
wunderschön!
16. Januar 2015 at 3:05 pm
Vielen Dank, liebe Gudrun! Es freut mich, dass du dir mein Skizzenbuch angeschaut hast…freu*
16. Januar 2015 at 3:23 pm
Auch diese Zeichnung ist wunderschön!
16. Januar 2015 at 5:29 pm
Danke, liebe Monni. Über dein Feedback freue ich mich!
16. Januar 2015 at 3:49 pm
Sehr schön hast Du ihn eingefangen, den kleinen Engel.
(Müssen Engel eigentlich immer freundlich sein?)
Auch hier wirken die verschiedenen Ebenen in Schwarz-Weiß und Farbe sehr lebendig. Und der Schmetterling passt gut zu dem Mädchen, auch wenn sie gerade nicht so schaut, als würde sie gleich von Blüte zu Blüte flattern wolle. Für mich wirkt der Flügel wie ein Engelsflügel und dadurch sehr
versöhnlich.
Ein weiteres wunderschönes Bild! Vielen Dank fürs Zeigen!
Lieben Gruß und schönes Wochenende, Michael.
16. Januar 2015 at 5:42 pm
Hallo Michael, danke für dein anerkennendes Feedback. Ja, ich hatte mir überlegt, dass ein Schmetterling gut als Hintergrund zu einem kleinen Mädchen passen würde – auch wenn es gerade keine besonders gute Laune hat und etwas genervt ist….smile* . Denn dadurch wirkt die Zeichnung, wie du es so schön beschrieben hast, gleich viel versöhnlicher.
16. Januar 2015 at 6:24 pm
Was für eine schöne Kindheitserinnerung! Und schön, wieder öfter etwas von dir zu hören. .. bzw. zu lesen.
31. Januar 2015 at 11:11 am
Ja, liebe Susanne, ich habe mir vorgenommen, jetzt wieder regelmäßiger und vor allem auch öfter zu bloggen. Zuerst möchte ich gerne so nach und nach einige meiner Zeichnungen von Kinderportraits zeigen.
16. Januar 2015 at 7:49 pm
Hey! Ich kann nicht mehr, merkst du das denn nicht???
Beeil dich gefälligst!
Gleich schrei ich los.
Deine Erinnerungen, liebe Rosie, an die Zeichnung deiner Tante von dir sind wunderbar. Danke dafür.
deine Bärbel
31. Januar 2015 at 11:17 am
Liebe Bärbel, ja, manche Begebenheiten bleiben im Gedächtnis haften und man erinnert sich gern daran. Das ist dann immer etwas Schönes und Besonderes gewesen, ein Moment, eine Stimmung oder ein Gefühl von Glück.
31. Januar 2015 at 1:03 pm
Oh ja, da hast du Recht
16. Januar 2015 at 9:01 pm
Schade, dass die Süße grad so grantig schaut. 😉
♥liche Grüße!
31. Januar 2015 at 11:18 am
Ja, liebe Margot, manchmal ist es schwierig, zu lächeln und freundlich zu schauen, wenn man grad so richtig schlechte Laune hat…lach* Manchmal geht das ja sogar uns Erwachsenen so….smile*
16. Januar 2015 at 9:50 pm
ein unikat! es schneint, die feinsten nuancen der mimik und des ausdruckes fliessen ein (die augen sind das wichtigste!). süss ist die kleine ❤
31. Januar 2015 at 11:21 am
Vielen Dank für dein schönes Lob! Ja, du hast vollkommen Recht – die Augen sind das Wichtigste in einem Portrait. Das sehe ich auch so. Man sagt ja auch immer „Die Augen sind der Spiegel der Seele.“
31. Januar 2015 at 11:24 am
i mag deine zeichungen, sie sind so… „soulful“.
31. Januar 2015 at 11:29 am
Oh….danke! Ja, genau dies ist meine Intention dabei. Nämlich ein Gesicht nicht einfach nur abbilden beim Zeichnen, sondern auch das zu zeigen, was man auf den ersten Blick nicht sieht. Man könnte „Seele“ dazu sagen.
17. Januar 2015 at 1:00 pm
oh, ist das schön geworden, alles Gute für heute, Klaus
31. Januar 2015 at 11:21 am
Vielen Dank, Klaus. Es freut mich, dass dir das Portrait gefällt. Dir auch alles Gute.
26. Januar 2015 at 6:53 pm
wie schön! Ich wollte am liebsten unter jedem post in Begeisterungsstürme ausbrechen, aber das wäre ja auch langweilig! Du bist wirkllich eine Meisterin – und es ist ja nicht das Handwerk alleine, deine Bilder haben eine Seele.
Liebe Grüße
Carmen
27. Januar 2015 at 8:44 pm
Hach…..über so einen schönen Kommentar freue ich mich natürlich sehr, liebe Carmen! Ein dickes D.A.N.K.E…..freu*. Schön, dass du hier mitliest und dir die Portraits gefallen. Ja, du hast recht, meine Intention ist es, die Personen nicht einfach nur abzubilden, sondern mehr zu zeigen, ihnen sozusagen eine „Seele“ zu geben.
31. Januar 2015 at 10:55 am
…ganz zauberhaft…
31. Januar 2015 at 11:04 am
Vielen Dank für dein Lob…:-)